Stehen hinter dem Projekt (v.?l.): die Bürgermeister Ludwig Waas (Niederwinkling) und Manfred Krä (Aiterhofen), Thomas Luck vom ZVH, der Straubinger Oberbürgermeister Markus Pannermayr, Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger, Landtagsabgeordneter Josef Zellmeier, ZVH-Geschäftsführer Andreas Löffert und Landrat Josef Laumer.

18.05.2019
40 Millionen Euro für Bioökonomie

Nachdem der Landtag den Haushalt für den Freistaat beschlossen hat, ist Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) am Freitag mit einer frohen Botschaft nach Straubing gekommen. Er kündigte den Bau einer Mehrzweckanlage für die Produktion biobasierter Chemikalien an. Straubing wird laut Aiwanger zu einem Zentrum für Bioökonomie.

„Wir stellen 40 Millionen Euro für den Bau und die Ausstattung der Anlage bereit“, sagte Aiwanger. Damit schließe man die Lücke zwischen der Grundlagenforschung und der industriellen Anwendung. Außerdem werden Impulse für neue Ansiedlungen in der Region geschaffen. Das Projekt soll auch eine Chance für mehr Wertschöpfung in der Landwirtschaft sein. Biologischen Grundstoffen gehöre die Zukunft. Der Wirtschaftsminister ist sich sicher: „Straubing wird zur Hauptstadt der nachwachsenden Rohstoffe in Bayern.“

„Erst mal planen“: Baubeginn nicht vor 2021

Bauherr und Betreiber der neuen Anlage soll der kommunale Zweckverband Hafen Straubing-Sand (ZVH) sein. Bis die neue Mehrzweckanlage steht, dauert es allerdings noch Jahre. „Erst einmal wird jetzt geplant“, sagte ZVH-Geschäftsführer Andreas Löffert. Sind die Planungen abgeschlossen, werde das Projekt in einem weiteren Schritt europaweit ausgeschrieben. Das alleine nehme mindestens ein Jahr in Anspruch, so Löffert. Möglicherweise könne dann 2021 mit dem Bau begonnen werden, formulierte es Aiwanger vage. Bis biobasierte Chemikalien produziert werden, vergehen weitere Jahre. „Mit der Fertigstellung der Anlage rechnen wir etwa 2023, vielleicht auch erst 2024“, sagte Aiwanger.

Ziel ist es, mit der neuen Anlage zu zeigen, wie die Produktion von biobasierten Chemikalien zum Beispiel für neue Kunststoffe oder Kraftstoffe, die bisher nur in geringen Mengen im Labor hergestellt werden konnten, auch in vorindustriellen Maßstäben von bis zu 20 000 Litern gelingen kann. So könnten die neuen, biobasierten Verfahren ihre Vorteile gegenüber herkömmlichen erdölbasierten Prozessen demonstrieren und in die breite Anwendung gelangen.

Die Hoffnung ist, dass sich Produktionskosten einsparen lassen oder weniger Schadstoffe ausgestoßen werden. Die neue Anlage wird bayerischen, deutschen und europäischen Unternehmen und Startups ebenso wie Wissenschaftseinrichtungen zur Verfügung stehen – die Anlage ist „diskriminierungsfrei zugänglich“, betonte Löffert. Zudem werden die Wertschöpfung vor Ort gestärkt und neue Arbeitsplätze in der Region geschaffen, sagte Aiwanger. Konkrete Zahlen nannten aber weder der Minister noch der ZVH-Geschäftsführer.

In seiner letzten Sitzung hatte der Ministerrat beschlossen, die bayerische Clusterlandschaft um ein weiteres Thema zu verstärken. Das Cluster Biotechnologie soll um die sogenannte weiße Biotechnologie erweitert werden. Mit ihrem Schwerpunkt auf biochemische Verfahrenstechnik bildet sie dem Ministerium zufolge die Grundlage für zahlreiche Anwendungsfelder, etwa die industrielle Gewinnung von Kraftstoffen aus Biomasse.

„In Straubing sitzen dann die Experten“

„Straubing wird sicher einer der Kristallisationspunkte in diesem Cluster werden“, sagte Aiwanger. Die Bioökonomie sei als Ansatz zur Reduktion von Umweltbelastungen und zur Schonung natürlicher Ressourcen ein Schlüsselthema der Zukunft – „und in Straubing sitzen dann die Experten“. (Text + Foto: kam)


Bogener Zeitung | Wirtschaft in der Region | 18.05.2019